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Vocalensemble Landsberg begeistert mit „Liebe geht durch den Magen“
„Liebe geht durch den Magen“ nannte das Vocalensemble Landsberg sein Konzert vom Wochenende. Das Essen und das Drumherum war der rote Faden, der sich von der ersten Nummer des Abends, dem Neujahrstoast von Rossini bis zur letzten, dem herausragenden Duett „Libiamo“ mit dem jungen, strahlenden Tenor Patrick Lutz und der Sopranistin Hermine Eicke aus Giuseppe Verdis „La Traviata“ durchhielt. Matthias Utz moderierte den Abend ebenso sympathisch und gewinnend, wie er subtil und gekonnt den Chor dirigierte.
Bühnenshow ist grandios
Die erste Vorstellung am Samstagabend im Festsaal des Rathauses war komplett ausverkauft. Besucher mussten abgewiesen werden. Beim zweiten Konzert am Sonntag waren nur wenige Plätze übrig. Das verwundert nicht. Denn der Auftritt, man ist geneigt zu sagen, die Bühnenshow der rund 30 Sängerinnen und Sänger war grandios. Abwechslungsreich, geistreich, witzig und mit hervorragender Dramaturgie gestalteten sie den Abend, und – wie man in der Sprache der Gastrosophie sagt –, die Lieder waren gut serviert. Wunderbare solistische Einlagen - neben den Sängern auch Instrumentalisten wie Lothar Kirsch an der Gitarre und Christiane Berg-Doiwa - ergänzten das Programm und gaben ihm die richtige Würze. Die Wandlungsfähigkeit der Sängerinnen und Sänger des Vocalensembles ist erstaunlich. Der Chor überzeugte bei allen Stücken. Selbst schwierige Passagen wie bei dem „Toast“ von Rossini und bei Claude Debussys „Dieu qui la fait“ nahmen sie mit lockerer Hand. Schwere Akkorde und Harmonien, an denen sich Chöre oft vergebens abmühen und an denen man ihre Professionalität messen kann, wie etwa in John Rutters „It was a lover and his lass“ oder bei Anders Edenroths „Chili con carne“ gelangen wunderbar. Die gesungenen Rezepte gerieten vorzüglich. „Don’t forget the mexican spices“, vergiss nicht die mexikanischen Gewürze, hieß es bei Edenroth.
Selbst solche schweren Sachen wie ein Lied, das nur aus bedeutungslosen Silben besteht wie der „Tango“ von Martin Wagemann, gesungen vom Ensemble Vocabella, klang hervorragend. Reizend die Idee, die Bewegung dieses Tanzes durch eine einfache Kopfdrehung anzudeuten. Eine gute Idee, Mitglieder des Ensembles, die pausieren oder ganz aufgehört haben, zusammen mit aktiven Sängern in diesem Ensemble im Ensemble auftreten zu lassen. So kommen diese zu einem Auftritt, wenn sie auch sonst nicht die Möglichkeit haben, ganz beim Chor mitzusingen.
Patrick Lutz gefiel in seiner Solorolle als Gärtner in Mozarts „La finta giardiniera“ mit lilafarbener Gießkanne in Form eines Elefanten, aber richtig aus sich herausgegangen ist er erst in dem Lehar-Duett mit Barbara Schingnitz, die davon singt, dass sie eine „anständige Frau“ ist und schließlich in Verdis Aria aus der „Traviata“. Eine solch schöne Stimme, so sicher, hell und klar mit solchem Timbre und in diesem Alter hört man selten.
Gesang ist eine Sache, die Choreografie eine ganz andere und häufig vernachlässigte. Spannend wie sich Männer und Frauen in Haydns „Harmonie der Ehe“ gegenüberstehen und ansingen. Witzig, die Männer ein Schokoladenrezept vortragen zu lassen und bei der nächsten Nummer dann als Antwort von den Frauen – hier reizend im Sologesang Anneke Janke - zu hören bekommen: „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann.“
Der Chor hat in den letzten Jahren Mitglieder dazugewonnen. Das ist das Verdienst des Leiters Matthias Utz, der zeigt, was alles in einem Chor steckt und wie man ihn fordern kann. Welcher Spaß es den Sängerinnen und Sängern macht, beim Vocalensemble Landsberg mitzusingen, sieht man. Dabei ist dieser Klangkörper durchaus bekannt für seine Auftritte mit ernsten geistlichen und weltlichen Liedern.
Viele, viele Bravorufe und lang anhaltender Applaus für einen kurzweiligen und höchst unterhaltsamen Abend.
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