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Presse

Von der Hymne zum Inferno - Konzert „Vocalensemble Landsberg“ zeigt eindrucksvoll, welche unterschiedlichen Zugänge Komponisten zum Kreuz finden

Kaufbeuren Ist textgebundene, religiöse Musik autonom? Oder ist sie zwangsläufig in den Kontext des Kirchenjahrs eingebunden? Diese Fragen stellten sich beim jüngsten Auftritt des „Vocalensembles Landsberg“ in der Kaufbeurer Dreifaltigkeitskirche. Denn das Programm war ganz auf das Thema des Kreuzes ausgelegt, um das es vor allem in der vorösterlichen Passionszeit geht. Vielleicht war das die Ursache dafür, dass an diesem nachösterlichen, eher frühsommerlichen Abend nur wenige Besucher den Weg in die Kirche fanden, um dem Aushängeschild der Städtischen Sing- und Musikschule Landsberg zu lauschen.

Dabei hatten die überwiegend jungen, geschulten Sänger unter Leitung von Matthias Utz ein anspruchsvolles, zentrale Werke der Chorliteratur berücksichtigendes Programm zusammengestellt. Als Einführung in das Thema „Im Kreuz ist Leben“ hatte Utz die beiden marianischen, auf die Geburt Jesu zurückgreifenden Werke „Hymn  o a Virgin“ von Benjamin Britten und „Unser lieben Frauen“ von Max Reger ausgewählt.

In Regers harmonisch komplexer und den Chorklang auffächernder  dritter Strophe kündigt sich das Passionsgeschehen an. Dieses wurde dann beim 16-stimmigen, beinahe einem apokalyptisches Inferno gleichenden „Cruxifixus“ von  Antonio Caldara und dem 200 Jahre später entstandenen Passionsgesang „Was hast Du verwirket“ Arnold Mendelssohns eindrucksvoll dargestellt. Während bei letzterem Stück der Chor seine  Stärke weniger in groß angelegten Spannungsverläufen als vielmehr in der detailreichen Gestaltung musikalischer Affekte zeigte, büßte Caladras Werk durch die der  historischen Aufführungspraxis verpflichteten Continuobegleitung durch Orgel (Traugott Mayr) und Kontrabass (Franz Hämmerle) an Durchsichtigkeit ein.

Ganz im Zeichen  des Kreuzes stehen Bruckners „Vexilla regis“ und Knut Nystedt klanglich geprägtes „O Crux“. Dabei wäre es dem engagierten, aus talentierten Leuten bestehenden Chor zu wünschen, dass sich auf die im Programmheft abgedruckte „Stellenanzeige“ bald zwei hohe Soprane melden. Die 1830 entstandene, auf die lateinische Antiphon zurückgehende Choralmotette „Mitten wir im Leben sind“ von Felix Mendelssohn- Bartholdy  und die Bach’sche Trauermusik „Komm, Jesu, komm“ bildeten den Höhepunkt des Konzertes. Dabei konnte das Ensemble nochmals mit seinem homogenen, durch  Vokalausgleich geprägten Chorklang brilliert.

Mit mit der achtstimmigen Choralmotette „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ des in den vergangenen Jahren wiederentdeckten Berliner Komponisten Albert Becker ging das  offizielle Programm zu Ende. Nach dem lang anhaltenden Applaus der Zuhörer folgte als Zugabe noch ein Stück von Gade.